Ich habe Elke* auf der Cannatrade 2012 in Zürich kennengelernt, als ich den Kollegen von exzessiv.tv meinen Routinebesuch an ihrem Messestand abstattete. Dort ging es gerade um ihr kleines Growzelt, das sie sich wenige Monate zuvor in Form eines Komplettsets zugelegt hatte. Elke war gerade dabei, ihren ersten Durchgang mit blühenden Hanfpflanzen zu beenden und hatte tausend und eine Frage an die zahlreich anzutreffenden Experten auf der Schweizer Hanfmesse. Ich bot ihr an. auf dem Rückweg nach Norddeutschland einen kurzen Abstecher zu machen, um mir ihr Projekt einmal persönlich anzuschauen und meine Einschätzung des bisher Ergärtnerten abzugeben.

Also biege ich auf dem Rückweg von Zürich irgendwo in Deutschland von der Autobahn ab, um in einer mittelgroßen Stadt die Adresse in einem gutbürgerlichen Mehrfamilienhaus aufzusuchen, die mir die Mittfünfzigerin auf der Cannatrade zugesteckt hatte. Elke erwartet mich bereits in der Tür, und meine geübte Nase stellt erleichtert fest, dass trotz bevorstehender Erntezeit kein verräterischer Geruchspartikel ins Treppenhaus dringt — sehr gut.
Bevor sie mir die Früchte ihrer Arbeit zeigt, gibt es Kaffee und Kuchen, außerdem möchte ich vorab ein paar Dinge wissen, die ich meine Gastgeberin auf der Messe in Zürich nicht fragen konnte oder wollte. Die erste Frage, weshalb Elke überhaupt selbst Weed anbaut, erklärt sich fast von selbst, denn Elke verzichtet auf den selbst gebackenen Pflaumenkuchen, weil sie Diabetikerin ist. Seit sie kifft, sind ihre Werte einfach besser, und sie fühlt sich allgemein besser als die Jahre zuvor. Außerdem hat sie fast sieben Kilogramm abgenommen, seit sie sich regelmäßig mit Cannabis selbst medikamentiert culture indoor
Ihre Tochter Marie* habe sie darauf gebracht, als das mit dem Zucker immer schlimmer wurde. Die wohnt seit ein paar Jahren in Berlin, kifft schon seit sie 17 ist ab und zu und hat in der Hauptstadt ein paar Freunde, die ihr Gras selbst anbauen. Darunter ist auch einer ihrer Mitbewohner, ein Student aus Israel, der in seiner Heimat als Diabetiker über ein Rezept für medizinisches Cannabis verfügt. Daraufhin habe sich Marie kundig gemacht und sogar zwei Studien** aus Israel gefunden, die die lindernde Wirkung von Cannabis auf die Symptome der beiden bekannten Formen von Diabetes dokumentieren. Denn obwohl sie nie ein Problem mit der Kifferei der eigenen Tochter gehabt hätte, hätte es Elke bis dahin noch nie gewagt, Gras auszuprobieren, weil das in ihrem eigenen Freundeskreis ein absolutes Tabu sei.
Komische Kekse
Zuerst hatte Elkes Tochter bei einem ihrer Besuche in der alten Heimat ein kleines Tütchen Gras mitgebracht und ausprobiert, ob es wirklich hilft, die Symptome der Zuckerkrankheit ein wenig zu lindern. Am Anfang sei das im wahrsten Sinne des Wortes komisch gewesen, weil selbst geringe Dosierungen Lachflashs nach sich zogen. Eine Verbesserung des Allgemeinzustands war anfänglich nicht zu bemerken, aber die Erfahrungen mit den ersten drei der 25 sehr niedrig dosierten Kekse, die

sie sich aus den fünf Gramm Gras gebacken hatten, waren so lustig, dass Elke anfing, regelmäßiger davon zu naschen. Zuerst mit Marie, dann auch mal alleine. Nach ein paar Wochen waren die Kekse alle, Elke musste jetzt nicht mehr lachen und wurde auch nicht besonders „breit", wenn sie genascht hatte, aber es ging ihr einfach allgemein besser. Ob es daran lag, dass sie auf die beiden Gläser Wein verzichtete, wenn sie Kekse gegessen hatte oder daran, dass sie wieder durchschlafen konnte und regelmäßig Appetit auf „Gesundes" hatte, wusste sie selbst nicht so recht. Auf jeden Fall waren ihre Zuckerwerte so gut, dass sie ihre Insulindosis zum ersten Mal seit Jahren wieder ein wenig reduzieren konnte. Die Rötungen der Haut gingen ebenfalls zurück, und außerdem hatte Elke bis zum Zeitpunkt meines Besuchs — wie schon erwähnt — viele Kilos abgenommen. Nachdem die Kekse alle waren, habe sie Marie angerufen, um nach neuen zu fragen. Die sei dann völlig ausgerastet, weil die Mama am Telefon ganz unverblümt über Blüten gesprochen habe. In diesem Moment wurde Elke erst bewusst, dass ihre neue Medizin ja total illegal ist. Natürlich gab es beim nächsten Familienbesuch wieder ein Tütchen Gras, aber die Kleingärtnerin in spe wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ein Gras-Lieferservice aus Berlin auf Dauer keine Lösung war, wenn sie weiterhin mit Keksen versorgt sein wollte. Deshalb fragte Elke ihre Tochter um Rat, wie man das mit einer regelmäßigen Versorgung regeln könne. Die alten Connections von Töchterchen waren allesamt weggezogen oder aufgeflogen. Außerdem kostet ein Gramm Gras in dem Teil der Republik, in dem Elke wohnt, meist über 10 Euro — wenn es überhaupt welches gibt. Also blieb Elke nichts anderes übrig, als den Grundstoff für die gesunde Süßigkeit selbst zu produzieren.


Das „Erste Mal" will gut vorbereitet sein
Dazu bedurfte es eines Besuchs in Berlin, wo sie mit dem netten Mitbewohner von Marie das erste Mal im Leben einen Growshop betrat. Die Entscheidung für ein Komplettsystem mit fast allen nur erdenklichen Extras fiel schnell, schließlich möchte man es mit Mitte Fünfzig schon bequem haben. Nach ein wenig Überlegung und Beratung fiel die Wahl auf das „exzessive" Komplettset, das mittlerweile viele Händler im Angebot haben, bestehend aus:
- einem GrowLab120 mit Sichtfenster, Silber-Beschichtung und Equipmentboard zum Aufhängen von Zubehör wie Steckerleisten oder Thermometer.
- einem extra leisen Lüftungsset 250 Deluxe, mit integriertem Klima-Controller
- eine growRACK Modular 1.2/ 25 Tisch mit Garland Pflanzschale, 120 x 120 cm
- einem Bewässerungsset für 20 Pflanzen
- einem Elektrox Vorschaltgerät, 600 W, (zwischen 300-660 Watt regelbar, für HPS- und MH-Leuchtmittel mit einem GIB Lighting Flower Spectre XTreme Output HPS 600W (Blüte) und dem spezialbeschichteten Mithralit-Reflektor
- einer Omnirex Zeitschaltuhr
- einem 2-Stufen Hurricane Clipventilator (18cm)
- einem digitalen Hygro-Thermometer mit Speicherfunktion,
- 16 Air-Pots® 6 L (Spezial Pflanzkübel zur optimalen Bewurzelung durch „Luftwurzeln"
- einem GIB Industries pH-Pro-Meter ( Messbereich 0,0-14,0 0 pH, Auflösung 0,01 01 pH,)
- einem Easy Roll Set zum stufenlosen Anbringen von Lampen bis 10 kg.
Das Beleuchtungsset war mit Fassung, vier Meter Kabel mit IEC-Connector betriebsbereit vormontiert, schließlich wollte Elke nicht unbedingt den Elektriker rufen. Für kleinere technische Probleme vor Ort stand ihr von Anfang an ihr Ex-Mann zur Seite, der gleich um die Ecke wohnt.
Ich wunderte mich zuerst ein wenig, als die Hausfrau und Mutter mir vom Kauf eines doch relativ großen Sets berichtete, das sicher mehr abwirft, als die ein oder zwei Kekse, die Elke über den Tag verteilt kaut. Zum Aufbessern der Haushaltskasse schien sie es kaum nötig zu haben, aber ich hatte Marie nicht bedacht. Die wurde natürlich an dem ganzen Projekt beteiligt und darf jetzt das, was Mama nicht zu Grasbutter verarbeitet, selbst rauchen oder den Mitbewohnern in Berlin mitbringen. Zum Set gab es dann noch ein Buch über die Grundlagen der Hanfzucht unter Kunstlicht und drei Säcke vorgedüngte Erde. Elke meinte, es sei schon heikel genug, beim ersten Mal alles zu beachten, was wichtig ist, und deshalb wolle sie sich nicht auch noch mit dem Anmischen von Nährlösung beschäftigen. Später vielleicht einmal, wenn alles geklappt habe.
Die nächste Hürde, die es zu überwinden galt, war die Füllung für's Zelt, also hieß es nun, Sämlinge

oder Stecklinge an den Start zu bringen. Marie wollte eigentlich Stecklinge besorgen, aber Elke wollte nicht Pflanzen und das Equipment quer durch die Republik fahren, also hat sie sich für Samen entschieden. Wieder zuhause angekommen, sollte ein kurzer Abstecher ins benachbarte Ausland das Problem schnell lösen, — drei Zehner Päckchen feminisierter AK- 47 von Serious Seeds-, Paradise Seeds Klassiker Sensi Star- und Sensi Seeds bewährte Jack Herer-Samen wechselten in einer konzertierten Butterfahrt unbemerkt in einem mit Rentnern besetzten Reisebus die Staatsgrenze. So hatte Elke ein knappes Vierteljahr nach dem Konsum ihres ersten Graskekses alle notwendigen Grundlagen für ihren ersten Grow in ihrer Wohnung versammelt.

Jetzt geht's los
Beim Aufbau konnte sie sich, wie schon erwähnt, auf ihren Ex verlassen, der auch kleinere Hürden wie die Installation der Bewässerung in den Griff bekam. Denn leider wird das „exzessive Set" ohne Durchführungsmöglichkeit für die Bewässerung angeboten, — Elkes Verflossener musste diese mit Hilfe eines heißen Cuttermessers mühsam verlegen und mit alten Fahrradschläuchen abdichten — was letztendlich auch gelang. Das mitgelieferte Alu-Untergestell für den Tisch ist überflüssig, da er bei einer Höhe von 40 Zentimetern zu wenig Platz nach oben bietet, wenn es später eng wird in der Box. Ansonsten war der Aufbau eine wahre Wonne, und die Kontrolle und das Versorgen der Ladys fallen aufgrund des jetzt nur noch 25 Zentimeter hohen Arbeitstisches und dem aufklappbaren Sichtfenster an der Zelttür besonders leicht. Der Rest des Aufbaus, inklusive der Verlegung des Bewässerungssystems, war so einfach, dass Elke es fast alleine geschafft hätte, wie sie stolz berichtet, aber schlussendlich hat ihr Ex schon den Großteil der Arbeit verrichtet. Dann war sie am Zug:
Als ambitionierte Rosen- und Gemüsegärtnerin verfügt die Indoor-Anfängerin bereits über den berühmten „grünen Daumen", der ihr auch beim Ansetzen der Sämlinge zugutekommen sollte. Von den 30 potenziellen Damen, die Elke in Torfquelltöpfen keimen ließ, gingen immerhin 26 auf, die unter der 600-Watt- Metall-Halogenlampe erst einmal ordentlich Wurzeln schlagen sollten. Nach zehn Tagen konnten die Sämlinge in kleine Töpfe umziehen, eine Woche später waren sie bereits 20 Zentimeter groß und bereit für Zwei-Liter- Töpfe. Bei einer
Größe von 30 Zentimetern war der letzte Umzug im Leben der Mädels angesagt. Mit bereits gut entwickelten Wurzelballen standen jetzt die bereits erwähnten 5,5- Liter- Airpots bereit. Von den ursprünglich 26 gekeimten Pflanzen waren zwar noch alle wohlauf, aber die sechs Nachzüglerinnen, die in der Entwicklung ein wenig hinterherhinkten, vermachte meine Gastgeberin ihrer Tochter Marie, die sie irgendwo im Stadtwald ihrer alten Heimatstadt ausgesetzte hat. Leider gab es zum Zeitpunkt meines Besuches im Spätsommer noch keine diesbezüglichen Ergebnisse. Die restlichen 20 Pflanzen bestanden aus einer bunten Mischung der drei ins Rennen gegangenen Strains: Alle zehn Jack Herer, acht Ak- 47 und nur zwei Sensi-Star waren ohne jedwede Beanstandung durch die Vorselektion gekommen und somit bereit, die 20 Stellplätze im Zelt zu füllen. In der vegetativen Phase wurde ausschließlich manuell bewässert. Nach einem Tag der Eingewöhnungsphase in den neuen Töpfen entschied sich Elke dann, sie in die Blüte zu schicken.
Die Blüte
Mit dem Umtopfen in die Airpots und dem ersten Blütetag schaltete sie dann auch die Bewässerung an, wobei sie beim Einstellen ein wenig Hilfe gebrauchte hat. Das ist auch gar nicht so einfach, denn um eine Bewässerungssystem sekundengenau zu regeln, bedarf es der genauen Feststellung des Durchflusses in Litern pro Minute, ein Beispiel: Der Gärtner möchte jeder Pflanze 400 Milliliter Nährlösung pro Tag verpassen. Er stellt einen Tropfer in einen Messbecher, schaltet die Bewässerung an und wartet genau eine Minute. Während dieser Zeit laufen 250 ml Wasser durch den Tropfer. So weiß man, dass die Bewässerung insgesamt etwas länger als 1,5 Minuten laufen muss, und kann die Bewässerungsintervalle der Zeitschaltuhr für die Bewässerungspumpe auf 6x18 Sekunden stellen.
Die Nährstofflösung bestand lediglich aus klarem Wasser und einem natürlichen Blütestimulator von Green Buzz Liquids, der den EC-Wert nicht beeinflusst. Den Rest sollte die vorgedüngte Erde erledigen. Elke musste also lediglich dafür sorgen, dass der Tank immer gefüllt war, den pH-Wert kontrollieren und ab und zu die unteren Blätter entfernen.
Während der ersten Blütewoche konnte sie dann schon die unterschiedlichen Wuchseigenschaften der jeweiligen Sorten beobachten: Die Jack Herer blieben etwas kleiner als die AK- 47, die beiden SensiStar fingen schon nach drei Tagen an, alle anderen um wenige Zentimeter zu überragen. Ansonsten verlief die erste Woche ohne weitere Zwischenfälle, und die Ladys konnten im Schnitt gute 20 Zentimeter zulegen. Die Futtermenge jeder Pflanze betrug 300 ml pH-kontrolliertes Wasser pro Tag.
In der zweiten Woche fingen besonders die beiden Sensi-Star an, extrem in die Höhe zu schießen, doch auch der Rest konnte fleißig an Blattmasse zulegen, und bei allen drei Sorten fing jetzt die Blütenbildung an. Elke musste lediglich die unteren Stielbereiche, die später sowieso kaum Licht mehr abbekommen, von Blattwerk oder kleinen Blütenansätzen befreien. Die Hausfrau, Growerin und Mutter erzählte mir, sie habe einige Bedenken gehabt, die gesunden Blätter abzuknipsen, aber sie kenne das ja von den Rispentomaten aus ihrem kleinen Garten, da mache sie es genauso, denn ansonsten blieben die Tomaten zu mickrig.
Mitte der zweiten Woche half ihr Ex dann, das MH-Leuchtmittel gegen eine Natriumdampf-Lampe zu tauschen. Die Pflanzen wurden weiterhin mit 300 ml Wasser pro Tag versorgt.
In der dritten Woche sank die Wuchsgeschwindigkeit proportional zum Blütenwachstum, und der besorgten Pflanzen-Mutti unterlief der erste kleine Fehler. Wenn Cannabis das Wachstum langsam einstellt und zur Blütenbildung übergeht, sinkt der Wasserverbrauch. Elke hatte es mit den 300 ml/Tag schon sehr gut gemeint, wie sie im Nachhinein feststellt, aber gegen Ende der dritten Woche waren die Töpfe so feucht, dass sich Wasser in der Garland-Wanne sammelte. Weil sie die Bewässerungsintervalle nicht sofort verkürzt hatte, konnten sich die wenigen Trauermücken, die von Anfang an präsent waren, innerhalb weniger Tage explosionsartig vermehren. Zum Glück hatte Elke ihr „schlaues Buch" zur Hand, und sich umgehend im Gartencenter Nematoden bestellt. Der Einsatz der Nematoden funktionierte auch mit einem automatischen Bewässerungssystem bestens, und so war sie die Trauermücken schnell wieder los. Die Bewässerung wurde jetzt auf 200 ml pro Tag reduziert, was sich als ausreichend zum Schutz vor einer neuen Viecher-Attacke und als gut für die Hanfdamen erweisen sollte. Elke beschloss deshalb, beim nächsten Durchgang von Anfang an weniger zu bewässern und die Intervalle im Zweifelsfalle eher zu erhöhen, als sie im Nachhinein zu senken. Denn durch die leichte Überwässerung, die ja im Falle der vorgedüngten Erde keine Überdüngung nach sich zieht, hatte einen anderen, nicht minder starken Effekt:
In der vierten Woche — die Pflanzen waren mittlerweile zwischen 60 und 90 Zentimetern hoch — fingen die beiden großen Sensi-Star an, Nährstoffdefizite zu zeigen, indem die Blätter immer heller wurden. Als blutige Anfängerin wusste Elke nicht so recht, wie sie reagieren sollte, denn laut Hersteller reichten die Nährstoffe aus der vorgedüngten Erde mindestens sechs Wochen. Bis hierhin waren keine vier Wochen um. Als dann auch noch ein paar AK 47 anfingen, leichte Anzeichen von Unterdüngung zu zeigen, bat Elke ihre Tochter nach einem Blick ins Grow-buch, ihr umgehend Dünger zu schicken. Zwei Tage später konnte sie den Mädels eine ordentliche Ration „Flora Nova Bloom" verpassen, was sich zwei Tage später auch sichtbar niederschlagen sollte. Wahrscheinlich hatte sie durch die intensive Wassergabe in den ersten drei Wochen eine Menge Nährstoffe aus der Erde gespült, sodass diese nach drei Wochen „leer" war, also keine Nährstoffe mehr gespeichert hatte. Die meisten Pflanzen erholten sich nach der Düngergabe wieder, lediglich die beiden Sensi-Stars sollten bis Blüteende eine leicht hellgrüne Färbung behalten, hatten sie doch auch schon ein paar Kalix-Blätter eingebüßt. Doch auch sie sollten bis zur endgültigen Reife noch richtig schön an Blütemasse zulegen...
In der fünften und sechsten Woche hatten alle nacheinander das Höhenwachstum komplett eingestellt und widmeten sich ausschließlich der Bildung ihrer Blüten. Ende der sechsten Woche fingen die AK 47 und die Sensi-Star an, richtig auszureifen, während die Jack Herer noch mit rein weißen Härchen besetzt waren. Elke düngte jetzt regelmäßig nach Vorgabe, jedoch ohne EC-Meter, und beließ es bei den 200 ml Nährlösung pro Tag und Pflanze.
In der achten Woche wurde es schwierig, denn die Jack Herer musste wenigstens eine Woche länger reifen als die anderen beiden Sorten. Deshalb spülte Elke die Sensi-Star und die AK 47 per Hand mit klarem Wasser und beließ das Bewässerungssystem nur an den restlichen zehn Jack Herer, damit die noch eine Woche gedüngt werden konnten, bevor auch bei ihnen der Spülvorgang losging. Dafür musste Elke die Bewässerungsintervalle mit Hilfe der Zeitschaltuhr wieder halbieren, verfügte doch nun jede der „Jackys" über zwei Tropfer im Topf.
In der neunten Woche konnte Elke wieder alle Ladys automatisch versorgen, denn alle bekamen klares Wasser. Jetzt, wo wir hier vor ihrer Box stehen, geht die neunte Woche gerade zu Ende, und die beiden Indica-lastigeren Sorten, also AK 47 und Sensi-Star, können definitiv geerntet werden — die Sensi-Star ist fast über ihren Zenit, die AKs sind genau richtig. Den Jack-Herer-Damen würde ich noch eine gute Woche geben, damit das einzigartige Aroma und die aufputschende Wirkung auch wirklich zur Geltung kommen. Ich lobe Elke ob ihres ersten Grows, denn — auch wenn nicht alles perfekt gelaufen ist — das kann sich sehenlassen! Der Ertrag wird nicht optimal sein, aber Elke wird auf jeden Fall durchschnittlich 20 Gramm von jeder Pflanze und somit mindestens 400 Gramm bestes Gras ernten — nicht schlecht für den Anfang, Hut ab.
Sie sei schon ziemlich zufrieden und stolz auf ihr „erstes Mal", aber als Hobbygärtnerin mit 40jähriger Erfahrung hätten sie die gelben Blätter an einigen Pflanzen doch ein wenig gestört. Im Laufe des ersten Durchgangs sei sie ja auch zum intensiven Lesen ihres, wie sie es nennt „schlauen Buches" (Ed Rosenthals Grower Handbuch), gekommen und habe so Einiges erfahren, was sie beim zweiten Durchgang anders machen werde:
- Die vorgedüngte Erde wird gegen Kokossubstrat und einen Spezialdünger ausgetauscht.
- Elke wird sich einen EC-Meter kaufen, um das Kokos optimal düngen zu können.
- Die Bewässerung wird genauer kontrolliert und so eingestellt, dass das Substrat auf keinen Fall zu feucht wird, dabei muss man während der Blütephase die Intervalle mehrmals anpassen.
- Es wird nur noch eine Sorte pro Durchgang gezüchtet, denn durch die beiden „Ausreißer" musste die Lampe immer ein wenig höher hängen, als für die restlichen 18 notwendig war.
Aber erst einmal muss die Ernte ab morgen eingefahren und getrocknet werden, und danach soll es nahtlos weitergehen. Nicht, dass es zu wenig Gras für die Kekse und die Tochter sei, sondern einfach, weil es Spaß gemacht hat. Elke hat ihren nächsten Besuch im nahen Ausland bereits hinter sich, und wieder drei leckere Päckchen feminisiertes Saatgut mitgebracht: Bubblegum, Lemon Skunk und Church sollen demnächst das Licht des Schranks erblicken, um die Hauptdarstellerinnen in Elkes zweitem Teil zu werden. Auf lange Sicht habe sie sich aber überlegt, sich vom Ex eine kleine Stecklingskammer bauen zu lassen — das mit den Samen dauere ja länger als notwendig.
Ja, du hast das „schlaue Buch" wirklich gelesen, Elke', denke ich im Stillen.
Nach weiteren fünf Stück Kuchen und einem Verdauungs-Joint auf dem Balkon (Kiffer-, aber Nichtraucherwohnung) verabschiede ich mich von meiner Gastgeberin und verspreche, ihre Tochter in Berlin mal zu kontaktieren und ihr die Fotos von Mamas erstem Grow zu zeigen, sobald ich wieder in der Heimat bin.
Vielleicht stellt Marie mir ja dann ihren netten Mitbewohner aus Israel vor...
*Name von der Redaktion geändert
** Studie 1: Nabilon reduziert Schmerzen bei Patienten mit Diabetes, die an peripheren neuropathischen Schmerzen, die nicht auf andere Medikamente ansprechen, leiden. Dies ist das Ergebnis einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie, die in der Abteilung für Klinische Neurowissenschaften der Universität von Calgary (Kanada) durchgeführt wurde. (Quelle: The Department of Clinical Neurosciences, the Hotchkiss Brain Institute, and the University of Calgary, Alberta, Canada.)
Studie 2: Südafrikanische Wissenschaftler untersuchten die Wirkungen eines Cannabisextrakts auf die Insulinempfindlichkeit von insulinresistenten Fettzellen. Eine Insulinresistenz, d. h. eine Unfähigkeit von Zellen, Glukose (Zucker) trotz der Gegenwart von Insulin aufzunehmen, wurde durch die Verwendung von TNF-Alpha induziert. Die Insulin-induzierte Glukoseaufnahme wurde in diesen Zellen nach der Exposition mit dem Extrakt erhöht, was auf einen antidiabetischen Effekt des Cannabisextrakts hindeutet. (Quelle: Gallant, M. et al.: Phytomedicine, 1. April 2009)

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